Wie finde ich die richtige Matratze?

Matratzenverkäufer und Schlafforscher leben in getrennten Welten: Kaum ein Schlafforscher kennt die verschiedenen Matratzenformen und -Typen, kaum einer weiß auf welcher Matratze seine Patienten oder Testschläfer im Schlaflabor gebettet werden. Von den Matratzenhändlern kann im Gegenzug keiner wissenschaftlich stichhaltig erklären, warum eine Matratze diese oder jene Schlafphase verbessern soll. Die vorhandene wissenschaftliche Basis von Matratzenmodellen ist reichlich dünn, es gibt kaum Forschung zu dem Thema. Die allermeisten Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine mittlere nicht durchgelegene Matratze ihren Zweck gut erfüllt. Fall erledigt.

Taugen Internetmatratzen wie Caspar, Brunno oder die Anti-Kartell-Matratze etwas?

Also eine Matratze für Alle? So bewerben es zumindest die markterobernden Internetmatratzenhändler. Diese One fits all Matratzen kommen allesamt mit flotten Namen daher: Brunno, Muun, Emma, Casper, Eve, und die etwas brachial anmutende Bodyguard Anti-Kartell Matratze[1]. Wenn man schon dem „Dauer-Spezial-Räumungsschluss-Verkauf-Nur-noch-Heute –Matratzenhändler“ um die Ecke nicht traut, dann vielleicht diesen Händlern, die unsere allnächtliche Schlafauflage statt als Ramschartikel als hippes Lifestyle Produkt für die tägliche Portion Luxus vermarkten. Das Hotelerlebnis für zu Hause. Geliefert wird innerhalb von drei Tagen vor die Haustür, von der aus die Matratze auch nach drei-monatigem testbeschlafen wieder kostenfrei abgeholt wird. Nur 10% der Käufer machen von der Rückgabe Gebrauch. Das Geschäft lohnt sich.

Bei Stiftung Warentest schneiden einige dieser Matratzen mit einem guten Preisleistungsverhältnis ab und auch mich überzeugte eine der Internetmatratzen im Selbsttest.

Bei Matratzen gilt der Grundsatz: Ob es die Richtige für einen ist, zeigt sich erst nach mehrtägigem Testschlafen. Ob das Material über die Jahre hält, nach mehreren Jahren. Ein Matratzenhersteller sicherte mir glaubhaft zu, dass sich aufgrund des Preises eine gute von einer schlechten Matratze nicht unterscheiden lässt.  

Die richtige Matratzen-Passform finden

Die ideale Matratze trägt ihren Beschläfer von alle Seiten wie auf Wolken. Im Fachdeutsch: gleichmäßige Druckverteilung über den ganzen Körper. Klar, wenn‘s nirgendwo drückt und sticht, dann liegt es sich bequem. Und weil jeder Körper an anderen Stellen gewollte und ungewollte Auswölbungen hat, ist eine gute Matratze punktelastisch. Wenn ein Becken stark hervorsteht, gibt die Matratze nur an Bereich des Beckens nach und formt keine riesige Matratzenmulde. Zum Testen der Punktelastizität drückt man mit seiner Faust in eine Matratze. Sie sollte nur an dieser Stelle nachgeben und die Faust quasi umschließen.

Auf gleichmäßige Druckverteilung achten!

Eine angenehm gleichmäßige Druckverteilung stützt die Wirbelsäulenform. Eine Matratze wird im Liegen dann als sehr bequem empfunden, wenn sie die gleiche Wirbelsäulenform wie im Stehen ermöglicht.[1] Zum Glück können wir das ganz gut selbst beurteilen: Was durch komplizierte Druckmessungen im Labor ermittelt werden kann, entspricht auch dem Empfinden des Testers. Das bedeutet: ausprobieren. Am besten mehrere Nächte lang. Man muss nicht vorher zum Orthopäden gehen und sich nach der besten Matratze erkundigen, sondern einfach mit geschlossenen Augen probieren. Ihr Körper berät sie selbst. Wenn Sie also zwischen zwei Matratzen entscheiden müssen, auf denen sie jeweils sehr gut schlafen, dann können sie sich guten Gewissens für die günstigere entscheiden.

Je härter die Matratze, desto besser?

Kalte Dusche am Morgen und eine harte Matratze in der Nacht sorgen für ein langes beschwerdefreies Leben, sagt der Volksmund. Er hat ausnahmsweise Unrecht: Wie vor ein paar Jahren eine Studie ergab, zeigt die kalte Dusche keinen langfristigen Nutzen für die Gesundheit.  Und auch die harte Matratze härtet vielleicht ab, hilft aber nicht bei chronischen Schmerzen im Lendenwirbelbereich. Bei Menschen mit Rückenbeschwerden helfen am besten mittelharte Matratzen, stellte eine spanische Forschergruppe im Jahre 2003 fest. Über 300 Personen durften für das Experiment 90 Tage Matratzen unterschiedlicher Härtegrade beliegen.[2] Eine Matratze soll eben nicht drücken, so dass sich unbequeme Druckstellen an Auflagepunkten bilden. Gleichzeitig soll auch nicht der ganze Körper darin versinken. Zum gleichen Ergebnis kam eine dänische Gruppe: Schaumstoffmatratze oder Wasserbett wirkten besser gegen Rückenprobleme als harte Futtons.[3] Die Mitte ist König!

Die richtige Schlafposition

Bauchlage vermeiden!

Die klassische Matratzenreklame wirbt mit einem nacktem, meist weiblichen und besonders verkaufsfördernden Rücken, der sich ergonomisch von der Schlafunterlage tragen lässt. Ganz nach dem Motto: Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Wahlweise ist eine Wirbelsäule eingezeichnet, die bei der Schlafenden kerzengerade wie mit einem Lineal ausgerichtet ist. Seit meiner Kindheit konnte ich mit diesen Bildern nichts anfangen. Warum muss denn die Frau auf der Seite liegen? Ich liege nämlich auf dem Bauch! Haben Sie schon mal eine Matratzenwerbung gesehen auf der die adrette Testschläferin auf dem Bauch liegt? Als Bauchschläfer gehöre ich zu einer Minderheit, aber auch Minderheiten haben ein Recht auf ergonomische Matratzenwerbung! Nur jeder Zehnte liegt wie ich im Bett mit verkräuselt verdrehtem Nacken, damit er in der Bauchlage nicht im Kissen erstickt. Zugegebenermaßen eine physiologisch ungeschickte Schlafposition, von der jeder Matratzenverkäufer und Orthopäde abraten würde. Die Halswirbel werden verdreht, die Lendenpartie hängt durch und unterstützt das Hohlkreuz, das Becken ist meist leicht rotiert, was zu einer weiteren Stauchung der Wirbelsäule führt. Stauchungen sind ungeschickt: Zwischen unseren Wirbeln liegen als Puffer die gelartigen Bandscheiben. Tagsüber werden sie durch aufrechten Gang und aufrechtes Sitzen zusammengepresst. Man könnte sogar ausgepresst sagen, denn sie verlieren tagsüber einen Teil ihrer Flüssigkeit. So schrumpfen wir zum Abend hin immer ein bisschen zusammen. In der Nacht werden die Bandscheiben in entspanntem Zustand gewässert, so dass sie am nächsten Morgen wieder die Schwerkraft abfangen können. Knautschen wir sie in der Nacht zusammen, kann sich die Gelsubstanz zwischen den Wirbeln nicht regenerieren und wir laufen Gefahr einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Dabei werden die Nerven, die durch unsere Wirbelsäule laufen, gequetscht, so dass Nervensignale nicht mehr richtig weitergeleitet werden. Wir haben Taubheits-und Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen. Die Bauchschlaflage wird daher als eine Notschlaflage bezeichnet. Drückt es irgendwo, während wir auf der Seite oder auf dem Rücken liegen, so wälzen wir uns auf den Bauch. Unsere Organe werden in dieser Schlafposition auch ein bisschen gequetscht. Leider fühle ich mich sehr wohl in der Bauchposition, es ist meine Wohlfühlposition in der ich innerhalb von fünf Minuten einschlafe. Wer partout seine Bauchschlafstellung nicht ändern möchte, der sollte eine möglichst harte Matratze wählen, damit die Wirbelsäule nicht allzu sehr durchhängt. Das Kopfkissen sollte dünn ausfallen oder ganz weggelassen werden.

Schlafen wie im Sarg – Die Rückenlage

Es gibt noch eine weitere Schlafminderheitenspezies, die es selten aufs Cover der Matratzenwerbung schafft: Der Rückenschläfer. 20-30 Prozent der Gesellschaft fühlen sich so wohl. Ob Rücken- oder Seitenlage gesünder ist, darüber streiten sich die wenigen Wissenschaftler, die sich fachkundig mit der richtigen Schlafposition beschäftigen. Für die Rückenlage spricht, dass die Wirbelsäule entspannt liegt, kein Druck auf die Organe ausgeübt wird und der Atem frei fließen kann. Vorausgesetzt man liegt auf einer eher harten Matratze mit ausreichender Nackenstütze. Im Optimalfall  behält die Wirbelsäule in Rückenlage ihre geschwungene S-Form bei.

Warum Rückenschläfer häufiger schnarchen

Leider fällt die Zunge in der Rückenlage aufgrund der Schwerkraft und der entspannten Muskulatur im Schlaf nach hinten. Rückenschläfer neigen daher zum Schnarchen.  Auf dem Markt gibt es aus diesem Grund viele Rückenschläfer-Vermeidungskissen. Aufblasbare Bälle im Rücken sollen den rücksichtslosen Schnarcher in die Seitenposition zwingen.

Rückenlage gut für den Rücken?

In Rückenlage finden sich die meisten traditionell schlafenden Japaner wieder. Die wenige Zentimeter hohen Futons laden nicht zum Schlafen auf der Seite ein. Es bliebe also die unvorteilhafte Bauchlage oder eben die Rückenlage. In der Hälfte der Japanischen Haushalte gibt es keine gesonderten Schlafzimmer. Die Futons werden abends aus- und am Morgen wieder zusammengerollt. Als Nackenstütze diente lange Zeit eine Stütze aus Holz (Makura) zusammen mit einem leichten Polster aus Buchweizen. Auch heute ist das Buchweizenkissen das in China beliebteste Kissen, denen auch dort wird vornehmlich auf einer harten Unterlage geschlafen. Dem Rücken scheinen die harten asiatischen Schlafunterlagen übrigens nicht zu schaden: Rückenprobleme in Japan sind genauso häufig wie in westlichen Regionen der Erde.[4]

Schlafen wie die Mehrheit  – Seitenschläfer

So sehr ich mich über die einseitige Matratzenwerbung ärgere: Sie trifft die Mehrheit. Zwei Drittel von uns liegen im Schlaf auf der Seite. Generell eine gute Wahl. Hier kommt es darauf an, dass sich die Matratze der Körperform anschmiegt. Körperseiten können X-Förmig, V-Förmig oder anders gebogen sein. Am Ende soll auf jedem Quadratzentimeter Körperseite die Matratze gleichviel drücken. Vor allem Schulter, Becken oder  Hüftpartie ragen hervor und müssen gut gefedert werden. Drückt‘s von allen Seiten gleich stark, fühlt man sich wie von tausend Händen getragen.

Welches Matratzenmaterial ist das beste?

Je nach Schläfertyp eignet sich ein anderer Matratzentyp. Wer sich nun geschätzt alle zehn Jahre im Matratzenladen wiederfindet, der hat die Qual der Wahl. Denn Schlafwissenschaftler finden in allen Untersuchungen, dass die meisten Menschen am besten auf ihrer eigenen (eingelegenen) Matratze schlafen – ganz egal, aus welchem Material sie besteht. Den Schlaf positiv oder negativ beeinflusst das Material erschreckend wenig. Sie sollte bequem und nicht durchgelegen sein. Der Rest ist egal.

(Taschen-)Federkern – langlebiger Klassiker

Stahlfedern im Innern der Matratze verteilen den Druck, innendrin ist sie daher sehr luftig. So sorgt sie für eine angenehm kühle, besonders gut belüftete Schlafumgebung. Diese Matratze passt sich nicht so gut an die Körperform an wie Schaumstoff oder Latex und ist daher besonders für Bauch- und Rückenschläfer geeignet, die viel schwitzen. Bei guter Verarbeitung halten die Federn ausgesprochen lange, was die höheren Anschaffungskosten ausgleicht. Generell gilt: Je mehr Federn, desto besser.

Latexmatratze – die Anschmiegsame

Durch die hohe Punktelastizität schmiegt sie sich perfekt an die Seitenschläferform an. Sie eignet sich besonders gut, wenn zwei Personen nebeneinander auf der Seite Schlafen. Durch die Punktelastizität bildet sich keine große Gemeinschaftskuhle, wie bei einer Federkernmatratze. Stattdessen wird die Körperform jedes einzelnen unterstützt. Latex ist ein schweres Material! Zum Wenden der Matratze verlangt sie nach zwei Personen. Umziehen macht auch nicht so viel Spaß. Durch die hohe Materialdichte ist auch die Durchlüftung nicht so gut. Sie empfiehlt sich für Seitenschläfer, die nachts tendenziell frieren und wenig schwitzen.

Kaltschaum – günstig, leicht und gut

Der Klassiker! Günstig, leicht und gut. Je schwerer ihr eignes Gewicht desto besser. Denn wird weniger Schaum verbaut, drückt sich dieser schneller zusammen und liegt sich durch. Das sogenannte Raumgewicht sollte daher über 40 Gramm liegen. Hier ist für jeden Schläfertypus etwas dabei: Hart für Rücken und Bauschläfer, etwas weicher für die Seitenschläfer. Ob jetzt 3, 5 oder 7 Zonen ist recht egal.

Boxspringbett – klobig, kostspielig aber modern

Die Mode der letzten Jahre: Die Matratze liegt nicht auf einem Lattenrost, sondern auf einem Boxspring, einem Kasten  mit Stahlfedern. Auf dem Boxspring liegt dann die nach amerikanischem Vorbild sehr dicke (30cm) hohe Matratze, auf der häufig nochmal ein weitere, wenige Zentimeter dicke, Matratze liegt. Ein sogenannter Topper. Der Einstig ins Bett erfolgt in dieser „Prinzessin auf der Erbse Konstruktion“ auf Hüfthöhe und ist gerade für ältere Herrschaften sehr bequem. So etwas wie der SUV der Bettenindustrie. Alles in allem ziemlich klobig und kostspielig, dafür kann man leicht ein- und aussteigen. Je dicker die Matratze, desto unbedeutender das Lattenrost beziehungsweise die Matratzenauflage. Bei steigender Dicke kommen Druckverschiebungen unten kaum mehr an, da reichen auch einfache massive Holzlatten als Untergrund.

Wasserbett

Wasserbetten sind keine Erfindung der Moderne. In Wüstenregionen ist es tagsüber heiß und nachts sehr kalt. Dementsprechend suchten Wüstennomaden schon früh nach nächtlichen Wärmespeichern. Sie fanden sie in ihren Trinkwasserbehältern: Mit Wasser befüllte Ziegenhautschläuche. Das Wasser heizte sich in ihnen am Tage auf und diente nachts als wärmende Schlafunterlage. Eine natürliche Wärmflasche! Ebenso muss auch das moderne Wasserbett beheizt werden. Unter 25 Grad besteht die Gefahr, dass der Körper durch das wärmeaufnehmende Wasserbett auskühlt. Die Heizkosten sind ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor. Die Wasserbetten sind dafür hygienisch ausgesprochen sauber, weil sie auf Filz und Schaum verzichten. Optimal geeignet also für Allergiker. Zudem behalten sie durchgehend ihre gewünschte Festigkeit, „Durchliegen“ ausgeschlossen. Durch die Füllung mit Flüssigkeit passen sie sich hervorragend jeder Körperform an. Einziger Wehmutstropfen: Sie sind nicht atmungsaktiv. Also nichts für Menschen, die in der Nacht zum Schwitzen neigen.

Luxusmatratze

Der Rolls-Royce unter den Matratzen ist eine schwedische Hästens-Matratze aus Naturmaterialen: Fichten- und geöltes Eichenholz, handgezupftes Pferdeschweifhaar, Leinen, Wolle, Filz, Sprungfedern, natürlich per Hand zusammengebaut. Das Einsteigermodell beginnt bei knapp 5000 Euro, die Mittelklasse liegt bei 30.000 Euro und das Spitzenmodel kostet so viel wie ein Oberklassewagen: 125.000 Euro. Für Menschen, die ihr Geld im Schlaf verdienen! Immerhin gibt es 25 Jahre Garantie obendrauf.

Besucherritze

Nur der deutsche Sprachraum braucht dieses Wort. Die Idee, als Pärchen durch eine unbequeme Besucherritze auf zwei Matratzen die Nacht getrennt zu verbringen, ist für Franzosen und US-Amerikaner unvorstellbar. Beide Einzelmatratzen sind für beide Partner gleichzeitig zu eng, also landet einer zwangsläufig in der hölzernen Mitte. Holzklasse statt Kuschelklasse. In Deutschland siegt die Vernunft über die Lust.[2] Und die Vernunft erklärt, dass sich eine große Matratze bei Doppelbelegung in der Mitte schneller durchliegt und keine Rücksicht auf die unterschiedlichen schlafergonomischen Anforderungen der Einzelschläfer nimmt. Ob es aber für den Rücken gesund ist, wenn einer der beiden Paare auf einer Holzmittelstrebe aufliegt, fragt kein Matratzenverkäufer. Genauso wenig befriedigend und förderlich für die Beziehung ist Kompromiss Nummer zwei, nur noch gelegentlich gemeinsam einzuschlafen.

Ist Nacktschlafen gesund?

„Ich habe noch nie in meinem Leben einen Schlafanzug getragen […] Ich bin überzeugter Nacktschläfer“ gestand kürzlich TV-Moderator Jörg Pilawa in der NDR-Quizshow. Jeder achte Deutsche tut es ihm gleich. Bis ins 16. Jahrhundert stieg hierzulande jeder unbekleidet ins Bett. Und die meisten scheinen das überlebt zu haben, sonst wären wir nicht hier. Gesundheitsschädlich ist das Nacktschlafen also nicht. Was ist denn der allgemeine Sinn und Zweck von Schlafbekleidung? Schutz vor Kälte und Aufnahme von Schweiß. Der Kälteaspekt ist gar nicht zu unterschätzen: Während des REM-Schlafes, insbesondere während der zweiten Nachthälfte, ist unsere Körpertemperaturregulation ausgeschaltet. Wir kühlen in dieser Schlafphase bei fehlender Bedeckung schnell aus. Dummerweise sinken ausgerechnet in der zweiten Nachthälfte, so ab drei Uhr morgens, auch die Außentemperaturen auf ein Minimum. Ohne schützende Nachtkleidung können wir uns leicht ein bisschen unterkühlen.

Schwitzen in der Nacht

Nun zum Schweiß: In der Nacht sondern wir gut einen halben Liter Schweiß ab. Je schneller der von der Umgebung aufgenommen wird, desto angenehmer. Eine angenehm empfundene Schlafumgebung ist trocken und warm und nicht klamm. 80% der Feuchtigkeit werden von der Decke aufgenommen 20% von der Matratze. Ein Grund mehr, die Decke morgens an der frischen Luft trocknen zu lassen. Die optimale Schlafbekleidung nimmt schnell die Körperfeuchtigkeit auf und leitet sie an die Umgebung weiter. Kein Mensch schätzt nass geschwitzte T-Shirts am Körper. Wer es kälter mag, kann auf die kühlenden Eigenschaften von Seide und Leinen zurückgreifen. Der Nacktschläfer gibt seinen Schweiß direkt an Bettdecke und Bettlaken ab. Entsprechend häufig sollte er sie wechseln. Ebenso häufig wie seine Unterwäsche. Und ihre Unterhose wechseln sie ja auch nicht nur einmal im Monat. Einen Pyjama alle paar Tage zu waschen ist durchaus weniger aufwendig als das komplette Bett frisch zu beziehen.

Was tun gegen kalte Füße beim Einschlafen

Vielleicht gibt es einen einfachen Grund, warum Frauen häufiger unter Einschlafproblemen leiden: ihre kalten Füße. Ein Drittel der Frauen leidet darunter im Gegensatz zu 7% der Männer. Zum Schlafbeginn sinkt unsere Körperkerntemperatur um ein Grad Celsius ab. Es ist ein wichtiges Signal an den gesamten Körper, um auf den Schlafbeginn hinzuweisen. Zum Abkühlen öffnet der Körper seine Blutgefäße in den Extremitäten wie Füßen und Händen. Auch die Stirn wird besser durchblutet. Die dünnen Extremitäten mit ihrer großen Oberfläche geben die Wärme aus dem Körperinneren dann besonders schnell an die Umgebung ab. Das Prinzip ist bei den Heizkörpern im Haus das gleiche: Viel Oberfläche  mit hohem Durchfluss einer warmen Flüssigkeit. Legen wir uns mit kalten Händen und Füßen ins Bett, sind die Gefäße verschlossen. Das warme Blut vom Körperinneren gelangt nicht nach außen und der schlafeinleitende Abkühlungsprozess kann nicht beginnen. Fußbäder, Kneipsocken oder Handschuhe vor dem Einschlafen öffnen die Gefäße und beschleunigen so den Schlafbeginn.[5]

Wer an chronisch kalten Händen und Füßen leidet (vasospastisches Syndrom), hat ein doppelt so hohes Risiko, Einschlafstörungen zu entwickeln.[6] Und alles nur, weil die Temperaturregulation des Körpers nicht funktioniert.

Verbesserter Schlaf durch Wärme ableitende Gelmatratze

Eine italienische Firma hat eine Gelmatratze entwickelt, die besonders effizient die Wärme ableitet und so den Tiefschlaf verstärken soll. Genauso gibt es Pyjamas, die ein biokeramisches Gel enthalten, welches die Wärme-Emission des Körpers regeln soll. Dem Erfindungsreichtum sind keine Grenzen gesetzt, jedoch reichen eine Wärmflasche an den Füßen oder warme Socken vollkommen aus. Oder eben das heiße Bad vor dem ins Bett gehen. Es fördert den Schlaf über den gleichen Mechanismus: Ein Weitstellen der Gefäße für einen schnelleren Schlafbeginn.

Bettgenossen: Hausstaubmilben, Bettwanzen und Co.

Warum man einst Schlafmützen trug

Ein etwas aus der Mode gekommenes Nachtbekleidungsstück, die Schlafmütze, wurde als Schutz vor Läusen entwickelt. Wir erinnern uns an die Abbildungen aus dem Märchen Rotkäppchen, auf der die Großmutter bzw. der Wolf mit einer Schlafhaube abgebildet wird. Wie wir mittlerweile wissen, wandern Läuse durch direkten Körper oder Kleidungskontakt. Ein Befall während der Nacht ist daher eher unwahrscheinlich. Eine Kopflaus wohnt, wie der Name sagt, auf Köpfen und nicht in Bettritzen.

Egal wie sie auch schlafen, seien Sie getrost: Sie sind nie allein! Ein Kleinbiotop, feinst abgestimmt auf das menschliche Schlafverhalten, schlummert neben und unter Ihnen: Silberfischchen, Bücherskorpion, Bettwanzen, aber allen voran die Hausstaubmilbe. Allesamt werden sie von Biologen als Kulturfolger bezeichnet. Sie folgen der menschlichen Kultur genauso wie Tauben und Ratten unseren Städten.

Die Hausstaubmilbe kann nur durch den Menschen überleben

Die Hausstaubmilbe ist unserer Kultur schon solange gefolgt, dass sie außerhalb menschlichen Behausungen nicht mehr überleben kann. Sie ist auf das menschliches Bed and Breakfast angewiesen. Ihr biologischer Gattungsname Dermatophagoides bedeutet Hautfresser. Besonders ältere, vom Schweiß durchfeuchtete Hautschuppen haben es ihr angetan. Jüngere Hautpartikel werden wie unreifer Parmesan verschmäht. Ihre natürlichen Feinde sind Bücherskorpion und Silberfischchen. Wie gesagt ein Kleinstbiotop mit Jäger-Beute Beziehungen umgibt uns.

Keine Panik vor Hausstaubmilben! … und wie wir Hausstaubmilben los werden

Uns brauchen die kleinen Tierchen eigentlich nicht weiter zu beunruhigen. Hausstaubmilben sind ungefährlich wie die Bücherskorpione, die nicht im Ansatz durch unsere Haut stechen könnten. Problematisch sind mitunter ihre Ausscheidungen. Sind wir lange zu hohen Konzentrationen von Milbenkot ausgesetzt, können wir eine Allergie entwickeln. Zum Glück braucht es keine Chemie, um sich davor zu schützen. Wir müssen schlicht jegliche Staubfänger wie Bettvorleger und Zimmerpflanzen aus dem Schlafzimmer entfernen. Den Boden regelmäßig wischen und die Kuscheltiere ab und an im Gefrierfach schockfrosten oder waschen. Aber am wichtigsten ist es, Schlafzimmer, Matratzen und Decken täglich zu lüften. Das gilt insbesondere für vollgedämmte Wohnungen, in denen sich gerade in den Wintermonaten viel Feuchtigkeit ansammelt. Hausstaubmilben lieben Feuchtigkeit! Werden die Decken morgens für ein Stündchen am Balkon in die Sonne gehängt, haben die Tiere keine Überlebenschance. Hitze im Sommer,  Kälte im Winter und der durchs Auslüften herbeigeführte Trockentod halten die Population klein. Und wo wenig Milben leben, da gibt es wenig Milbenkot und somit wenig allergenes Material.

Warum Bettenschütteln gegen Milben hilft

Ordentliches Schütteln wie bei Frau Holle löst die Feuchtigkeitsnester in den Matratzen und fördert einer gute Durchtrocknung. Reagiert man bereits allergisch, so helfen sogenannte Encasings. Das sind milbendichte Bezüge für Matratze, Kissen und Bettdecke. Milben können weder raus noch rein und ihr Kot wird von unserer Haut ferngehalten.

Hausstaubalergie stört den Schlaf

Was so eine Hausstauballergie für unseren Schlaf bedeutet, dürfte jedem klar sein. Wie bei einer Pollenallergie wacht man mit rot tränenden Augen und geschwollenen Atemwege auf. Erwachen sie allmorgendlich mit einer verschnupften Nase, so kann durchaus eine leichte Hausstaubmilbenallergie dahinterstecken. Die geschwollenen Atemwege fördern das Schnarchen oder begünstigen sogar einen Verschluss der Atemwege (Schlafapnoe) im Schlaf. Ihr Schlaf und der ihres Bettnachbarn werden gestört und sind weniger erholsam. Also Staubfänger entfernen, wischen, lüften und Encasings kaufen. Schon könnte das Schnarchen weniger werden.

Bettwanzen und Betthupferl

Ein Betthupferl ist ursprünglich die scherzhafte Bezeichnung für einen Floh und stand später für etwas, das man unerwartet im Bett vorfindet. So eine kleine Süßigkeit im Hotel. Heute findet man auch immer häufiger etwas anderes, was unerwartet hervorkrabbelt: Bettwanzen. Sie  schienen bis vor einigen Jahren bei uns ausgestorben. Das Insektengift DDT, welches 1940 entwickelt wurde, hatte ihnen in weiten Teilen der westlichen Welt den Garaus bereitet. Mittlerweile sind einige der Wanzen gegen das Gift resistent geworden, so dass sie als unerwünschtes Mitbringsel aus Backpacker-Hostels, aber auch aus besseren Hotels mit nach Hause gebracht werden. Nachts kommen die wenige Millimeter kleinen Tierchen aus Ecken und Ritzen gekrabbelt. Sie werden angelockt von Körperwärme und dem Kohlendioxid der Atemluft, um sich mit ihren saugend-stechenden Mundwerkzeugen an unserem Blut zu laben. Nach 10-20 Minuten verschwinden sie wieder dahin, woher sie gekommen waren.

Wanzenstiche erkennen

Auf unserer Haut hinterlassen sie mehrere Einstichlöcher in einer Reihe, sogenannte Wanzenstraßen. Auf dem Bettlaken findet sich das ein oder andere Spritzerchen Blut. Alles nicht weiter gefährlich. Aber es juckt und sieht nicht gut aus.

Bettwanzen los werden

Glück hat, wer die Wanzenstiche schon während der Urlaubsreise bemerkt und es gerade Sommer ist. Dann hilft es, die gesamte Kleidung in schwarze Müllsäcke zu packen, ein paar Stunden in die pralle Sonne zu stellen und derweil baden zu gehen. Die Tiere halten eine Hitze über 55 Grad nicht aus. Mein Bruder und seine Frau erwachten vor ein paar Jahren mit Stichen übersäht in einem Hotel in Las Vegas. Nach gutem Durchgaren der gesamten Kleidung, einschließlich der Rucksäcke in der Wüstenhitze konnte der Urlaub weitergehen! Genauso lässt sich auch zu Hause der Kampf gewinnen: Die Zimmer werden mit Profiheizgeräten für einen Tag auf Saunatemperatur hochgeheizt – am besten ohne Bewohner.  Wichtig ist, dass dabei die Hitze auch in die letzte Ritze dringt, sonst kommt die Wanze bald darauf wieder aus ihrem Versteck gekrabbelt.


[1] Testsieger der Stiftung Warentest

[2] Eine amerikanische Freundin wies mich vor kurzem darauf hin, dass Deutschland wohl das einzige Land der Welt sei, in dem eine Schokolade mit dem Attribut „praktisch“ verkauft würde. Schokolade solle doch zuerst lecker und aromatisch sein. Nur wir Deutschen fühlten uns in der Werbung vom praktischen Nutzen einer Süßigkeiten zum Kauf überzeugt.


[1] Park, S. J., Lee, H.-J., Hong, K. H., & Kim, J. T. (2001). Evaulation of Mattress for the Koreans. Proceedings of the Human Factors and Ergonomics Society Annual Meeting, 45(7), 727-730. doi:10.1177/154193120104500711

[2] Kovacs, F. M., Abraira, V., Peña, A., Martín-Rodríguez, J. G., Sánchez-Vera, M., Ferrer, E., . . . Mufraggi, N. (2003). Effect of firmness of mattress on chronic non-specific low-back pain: randomised, double-blind, controlled, multicentre trial. The Lancet, 362(9396), 1599-1604. doi:10.1016/S0140-6736(03)14792-7

[3] Bergholdt, K., Fabricius, R. N., & Bendix, T. (2008). Better backs by better beds? Spine (Phila Pa 1976), 33(7), 703-708. doi:10.1097/BRS.0b013e3181695d3b

[4] Fujii, T., & Matsudaira, K. (2013). Prevalence of low back pain and factors associated with chronic disabling back pain in Japan. European Spine Journal, 22(2), 432-438. doi:10.1007/s00586-012-2439-0

[5] Krauchi, K., Cajochen, C., Werth, E., & Wirz-Justice, A. (1999). Warm feet promote the rapid onset of sleep. Nature, 401(6748), 36-37. doi:10.1038/43366

[6] Krauchi, K., Gasio, P. F., Vollenweider, S., Von Arb, M., Dubler, B., Orgul, S., . . . Stutz, E. Z. (2008). Cold extremities and difficulties initiating sleep: evidence of co-morbidity from a random sample of a Swiss urban population. Journal of Sleep Research, 17(4), 420-426. doi:10.1111/j.1365-2869.2008.00678.x